Keyvisual Digitalstrategie 2025

Achim Berg zur Digitalstrategie

Digitales Deutschland 2025

In der Wirtschaft sieht es nicht viel besser aus: Wenn die Ausgaben für IT ein Gradmesser der Digitalisierung eines Landes sind, muss Deutschland seine Ausgaben verdoppeln, um zu den führenden Nationen aufzuschließen. Nur um nicht weiter zurückzufallen, müssten wir die Wachstumsraten um den Faktor zwei steigern. Die Pro-Kopf-Ausgaben für IT liegen in Deutschland aktuell bei 909 Euro und wachsen knapp über 2 Prozent. In den USA liegen sie bei umgerechnet  1.900 Euro und wachsen um 4 Prozent.

Die Schere öffnet sich weiter und sie öffnet sich schnell. Zwölf Prozent der deutschen Unternehmen sehen sich durch die Digitalisierung derzeit in ihrer Existenz bedroht, 37 Prozent haben nach eigenem Bekunden Probleme, die Digitalisierung zu bewältigen – aber nur jedes fünfte Unternehmen investiert aktuell in die Digitalisierung seines Geschäftsmodells. Fragt man nach, weshalb man sich an der Unternehmensspitze so wenig um den Einsatz neuer Technologien kümmert, so sagen derzeit 37 Prozent der Manager: „Ich habe dafür keine Zeit.“

Download der Bitkom-Digitalstrategie
1. Der Bund braucht mehr Bildungskompetenz, Weiterbildung braucht mehr Anerkennung:

Seit zwei Dekaden diskutiert Deutschland über die Digitalisierung seiner Schulen und dennoch wird heute genauso unterrichtet wie vor fünfzig Jahren. Es fehlt an digitaler Infrastruktur, es fehlt an Inhalten und es fehlt an einschlägig qualifiziertem Personal – und infolge dessen fehlen der Wirtschaft aktuell 124.000 digital versierte Mitarbeiter. Offenkundig gelingt es den meisten Ländern und Schulträgern aus eigener Kraft nicht, den Nachwuchs mit den notwendigen Digitalkompetenzen auszustatten. Der Bund braucht mehr Zuständigkeiten. Er muss in die Lage versetzt werden, bundesweite Mindeststandards zu setzen und die Schulen dort zu unterstützen und zu verpflichten, wo sie diese Mindeststandards nicht erfüllen. Unabhängig davon müssen Weiterbildungen und jenseits formaler Bildungswege erworbene Kompetenzen sehr viel stärker gesellschaftlich und finanziell gewürdigt werden. Sie müssen auch im öffentlichen Sektor unkompliziert als Zugangsvoraussetzung für Laufbahnen anerkannt werden. Die Bedeutung der Weiterbildung muss politisch und kommunikativ viel stärker ins Zentrum rücken.

2. Beste Infrastrukturen für das Smart Country schaffen:

Das Verfassungsziel bundesweit gleichwertiger Lebensverhältnisse gilt auch für den Zugang zu digitalen Angeboten. Dafür braucht Deutschland erstklassige digitale Infrastrukturen: performante glasfaserbasierte und mobile Datennetze, intelligente Verkehrs- und Energienetze und leistungsfähige digitale Netze in smarten Städten und Gemeinden, Verwaltungen, Sicherheitsbehörden sowie Gesundheits- und Bildungseinrichtungen. In diesen Feldern ist die öffentliche Hand der wichtigste Akteur – und hiermit zum entschlossenen Handeln aufgefordert. Erstklassige Infrastrukturen gibt es nicht zum Nulltarif. Neben effizienten Förderprogrammen muss es vor allem darum gehen private Investitionen zu incentivieren. Aktuell sind bundesweit mehr als 1.200 Verfahren für Funkstationen überfällig. In anderen Ländern wurde der Genehmigungsvorbehalt für Standardinfrastruktur wie Funkmasten abgeschafft, und Deutschland sollte diesem Beispiel folgen. Dies gilt gleichermaßen für den Einsatz neuer und effizienterer Verfahren für die Verlegung von Glasfaser. Parallel gilt es, traditionelle Infrastrukturen in den Bereichen Verkehr und Energie flächendeckend digital zu ertüchtigen.

3. Unser Staat: digital by design:

Der Staat ist als Leitanwender digitaler Technologien gefordert. Derzeit werden die alten analogen Prozesse digital nachgebildet und der digitale Prozess wird neben den analogen gestellt. Diese Parallelität erzeugt unnötige Kosten und führt zu massiven Effizienzverlusten. Besser wäre es, die Verwaltung grundlegend umzubauen. Staatliche Strukturen und Prozesse müssen „digital by design“ sein und also von vornherein digital gedacht werden. Die bestehenden analogen Verfahren müssen mit einem Verfallsdatum versehen und damit beendet werden. So würde im Nebeneffekt dem sich verschärfenden Personalmangel im Öffentlichen Dienst begegnet. Mitarbeiter, die in Verwaltungstätigkeiten nicht mehr eingesetzt würden, könnten als digitale Streetworker denjenigen helfen, die in der Online-Welt Begleitung brauchen.

4. Datenpolitik neu denken:

Die digitale Plattform-Ökonomie ist datengetrieben. So banal diese Feststellung heute wirken mag, so wenig wird sie politisch umgesetzt. Daten sind die Grundlage der Individualmedizin, einer intelligenten Verkehrssteuerung, bedarfsgerechter Bildungsangebote oder beispielsweise der Industrie 4.0. Eine funktionierende digitale Wirtschaft und eine inklusive digitale Gesellschaft brauchen einen neuen, ganzheitlichen Ansatz in der Datenpolitik. Von der Schuhgröße bis zum analysierten Genom werden derzeit Daten unterschiedlichster Qualität und Kritikalität über denselben Kamm geschoren. Dieser Ansatz wird der Bedeutung von Daten für ein funktionierendes Gemeinwesen und eine leistungsfähige Volkswirtschaft nicht mehr gerecht. Wir müssen einen neuen Anlauf nehmen, um den Schutz persönlicher Daten und den Einsatz von Daten in eine funktionierende Balance zu bringen.

Â