Die aktuelle Klimadebatte zeigt: Politisch und gesellschaftlich wächst die Bereitschaft, die ökologischen Auswirkungen unseres Handelns zu begrenzen. Die digitale Wirtschaft nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Manchmal geht es allein um den Stromverbrauch durch mehr Endgeräte. Demgegenüber steht aber das zentrale Versprechen der Digitalisierung: Dinge werden einfacher, nachvollziehbarer und effizienter. In jedem einzelnen Sektor bieten digitale Technologien konkrete Lösungen: Ob Smart Grids als Grundlage für eine gelingende Energiewende, smarte Mobilitätsdienstleistungen mit einem CO2-Einsparpotential von bis zu 12,23 Mio. Tonnen oder eine digital gesteuerte Wiederaufforstung durch Drohnen mit bis zu 40.000 Bäumen pro Drohne und Tag. Bereits mehr als jeder zweite Bundesbürger glaubt, dass die Digitalisierung im Kampf gegen die Klimawandel hilft. Es kommt jetzt darauf an, diese Potenziale zu heben – auch politisch.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Die Debatte um mehr Nachhaltigkeit führt direkt zur Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. In den letzten Jahren scheinen die Zentrifugalkräfte in unserer Gesellschaft zuzunehmen: Die Ränder werden stärker, der Wille zum gegenseitigen Verständnis nimmt ab. Kein politisch Verantwortlicher, aber auch kein Unternehmer kann das außer Acht lassen. In diesem Umfeld bieten digitale Technologien enorme Chancen, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft neu zu organisieren und eine gesellschaftliche Spaltung – zum Beispiel in diejenigen, die von gesellschaftlicher Transformation profitieren und diejenigen, die zurückbleiben – zu verhindern. Ob partizipative Tools oder E-Health-Anwendungen im ländlichen Raum: Wir müssen diese Chancen nutzen, und zwar schnell.
Digitale Transformation
Eng mit diesen beiden Trends verbunden ist die dritte zentrale Herausforderung: Die Art und Weise, wie wir wirtschaften, wandelt sich fundamental. Der Anteil der klassischen Produktion an der Wertschöpfung wird weiter sinken, damit verbundene Dienstleistungen auf Basis digitaler Technologien werden ihn wahrscheinlich überkompensieren: Ein ganzes Land ändert seinen Business Case. Das ist eine Herausforderung für die Menschen, die diese Wertschöpfung tagtäglich schaffen, und es ist eine Herausforderung für die Politik. Digitale Technologien sind das zentrale Instrument, wenn man diesen Wandel erfolgreich gestalten möchte. Dafür müssen wir aber mutig und schnell die passenden Rahmenbedingungen schaffen
Aktive Digitalpolitik aus einem Guss – und zwar jetzt
Für jede dieser drei Herausforderungen ist die Digitalisierung unterm Strich Teil der Lösung. Sie ist und bleibt damit das größte Wohlstandsversprechen seit der Industrialisierung. Entscheidend ist, ihre Möglichkeiten zu verstehen und zu nutzen. Dafür setzt die Politik den Rahmen. Ihr Handeln muss schneller, umfassender und koordinierter werden, denn im internationalen Vergleich ist Deutschland bestenfalls Mittelmaß: Im DESI-Ranking der EU-Kommission reicht es 2019 gerade für den zwölften Platz. Im Bereich der digitalen Verwaltung gibt es einen regelrechten Absturz: von Platz 18 hinab auf Platz 24. Außer beim Hochlauf von 5G und der Nutzung des Online-Handels (jeweils Platz 3) nimmt Deutschland nirgendwo Spitzenpositionen ein. Das ist nicht nur bei Weitem zu wenig, sondern ein klarer Weckruf.
Insgesamt fehlt ein politischer Ansatz aus einem Guss. Die Bitkom-Digitalstrategie übt daher einen Brückenschlag: Sie formuliert in jedem Kapitel eine Vision als politischen Anspruch: Wie soll das digitale Deutschland 2025 aussehen? Andererseits liefert sie aber auch konkrete Handlungsempfehlungen für Gesellschaft, Staat und Wirtschaft, um zügig in die Umsetzung zu kommen.
Diese können nur gemeinsam gedacht werden. Die digitale Transformation betrifft sie alle gleichermaßen. Ihre zügige Veränderung und die fortschreitende Vernetzung fordert kurzfristige Reaktionsfähigkeit, auch von Seiten der Politik. Gleichzeitig ist das internationale Gefüge im Umbruch. Deutschland und Europa sind dadurch in immer kürzeren Abständen mit neuen, teils unvorhergesehenen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert, die oftmals mit technologischen Veränderungen zu tun haben.
Aktive Digitalpolitik muss also zentraler Bestandteil der Politik im 21. Jahrhundert sein. Deswegen braucht es eine umfassende, handlungsorientierte Digitalstrategie der Bundesregierung, zu der wir in diesem Papier Anregungen geben.