Berlin, 7. August 2020 - In zahlreichen Bundesländern, darunter das bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen enden in der kommenden Woche die Sommerferien und die Schulen starten wieder mit Regelbetrieb und voller Klassenstärke. Bitkom-Präsident Achim Berg appelliert an Bundesländer, Schulträger und Schulen, die Digitalisierung energisch voranzutreiben, nicht nur um auf erneute Einschränkungen des Vor-Ort-Unterrichts vorbereitet zu sein.
„Das Lernziel für die Schulen lautet in diesem Schuljahr: Digitalisierung. Der Corona-Lockdown im Frühjahr hat uns schmerzlich vor Augen geführt, wie wenig vorbereitet die allermeisten Schulen auf Online-Unterricht und den Einsatz digitaler Technologien sind. Und daran hat sich leider in den vergangenen Wochen und Monaten in der Breite nicht wirklich viel geändert. Wir sind es den Schülerinnen und Schülern schuldig, dass die Qualität ihres Unterrichts auch in Ausnahmesituationen gesichert ist und nicht vom Engagement einzelner Lehrkräfte und der Vorreiterrolle einzelner Schulen abhängt. Dort, wo Online-Unterricht erfolgreich stattgefunden hat, hat sich aber zugleich gezeigt, dass der Einsatz digitaler Medien dauerhaft eine hervorragende Ergänzung zum klassischen Lernen sein kann.
Man muss wohl davon ausgehen, dass es in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder zur Schließung einzelner Klassen oder ganzer Schulen kommen wird, je nach lokalem Infektionsgeschehen. Darauf müssen sich die Schulen jetzt bereits vorbereiten. Jede Schule, jeder Schulträger und jedes Bundesland sollte deshalb möglichst umgehend die drei wesentlichen Voraussetzungen für digitalen Unterricht schaffen:
1. Es muss ein pädagogisches Konzept entwickelt werden, wie Unterrichtsstoff im Falle von erneuten Schulschließungen oder Quarantäne-Maßnahmen für einzelne Klassen über digitale Kanäle vermittelt wird. Dabei gilt: Wenn bereits im regulären Präsenzunterricht digitale Medien genutzt werden, fällt dieser Schritt deutlich leichter.
2. Es muss eine IT-Ausstattung angeschafft und eingerichtet werden, die es allen Schülern ermöglicht, sowohl im Klassenzimmer als auch im Falle des Home Learnings von zu Hause aus auf digitale Inhalte zuzugreifen und mit den Lehrern und anderen Schülern zu interagieren. Das vom Bund aufgelegte Sofortausstattungsprogramm sollte entsprechend genutzt werden und auch direkt den Schülern zugutekommen.
3. Jede Schule braucht eine Online-Plattform zur einfachen und sicheren Kommunikation zwischen Lehrkräften, Schülern und Eltern. Diese sollte dauerhaft der zentrale Ort für den Austausch von Lernmaterialien und das gemeinsame Lernen sein – während des Präsenzunterrichts ebenso wie im Falle von Home Learning.
Online-Unterricht und Präsenzunterricht sind keine Gegensätze, sondern sie ergänzen sich im Alltag und erlauben uns, Krisen besser zu meistern. Die Länder sollten sich daher dringend auf bundesweite digitale Bildungsstandards einigen, um die bereitgestellten Mittel des Bundes im Rahmen des Digitalpakts und des Sofortausstattungsprogramms wirklich nachhaltig investieren zu können.“