Berlin, 11. August 2025 - Deutschland hat sich bei der Digitalisierung im EU-Vergleich wieder etwas verbessert und belegt nun unter den 27 Mitgliedstaaten den 14. Platz. Im Vorjahr lag Deutschland noch auf Rang 16, hatte in den Jahren 2021 bis 2023 aber auch schon bessere Werte erzielt und die Ränge 12 und 13 belegt. Im Segment digitale Wirtschaft liegt Deutschland EU-weit aktuell auf Rang 8, in der Netzqualität auf 9 und bei digitalen Kompetenzen auf 15. In der digitalen Verwaltung aber reiht sich Deutschland weit hinten ein, auf Rang 21. Das zeigt der Bitkom-DESI-Index, der den Digitalisierungsfortschritt der EU-Länder vergleicht. „Unter der Ampelregierung ist Deutschland digital zurückgefallen“, kommentiert Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintererst die neuen Zahlen. „Rang 14 ist der Startplatz für Schwarz-Rot. Jedes Jahr 2 Plätze nach vorne und eine Positionierung im vorderen Drittel, das muss das Minimalziel für die neue Bundesregierung sein.“ Mit der Einführung eines Digitalministeriums sei der erste wichtige Schritt getan. Wintergerst: „Jetzt müssen Bürokratie abgebaut und digitale Kompetenzen aufgebaut werden, in der Wirtschaft wie in der Gesellschaft. Parallel muss die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltungen massiv beschleunigt werden. Dabei genügt nicht, wenn der Bund seine Hausaufgaben macht. Etwa 90 Prozent aller Verwaltungsaktivitäten sind bei den Ländern und vor allem den Städten und Gemeinden angesiedelt. Der Bund muss mehr unterstützen und bessere Angebote machen, Länder, Landkreise und Kommunen müssen sie aber auch annehmen.“
Die EU-Kommission sammelt seit 2014 umfassend Daten zur Digitalisierung der Mitgliedsländer, veröffentlicht aber seit 2023 kein so genanntes DESI-Ranking mehr. Desi steht für „Digital Economy and Society Index“. „Dieser Index war als wichtigster Maßstab zum digitalen Fortschritt der EU-Länder international sehr anerkannt, auch wenn seine Ergebnisse nicht allen gefielen“, ordnet Wintergerst den bisherigen EU-Desi ein. Seit 2023 werden von der EU allerdings nur noch Rankings zu 31 Einzelindikatoren publiziert – zum Beispiel zu digitalen Basiskompetenzen in der Gesellschaft, der Netzabdeckung mit 5G oder dem Angebot digitaler Verwaltungsleistungen. Bitkom hat dieses Indikatorenset der EU geprüft, zwei Inkonsistenzen beseitigt und anschließend auf Basis der etablierten EU-Methodik erneut einen Index gebildet. Demnach liegt Finnland im Gesamtranking auf Platz 1, dahinter folgen Dänemark, die Niederlande, Malta und Schweden. Das Schlusslicht bilden mit deutlichem Abstand auf die restlichen Länder Bulgarien, Griechenland und weit abgeschlagen Rumänien.
Für Deutschland stellen sich die Rankings in den einzelnen Bereichen wie folgt dar:
Wintergerst: „Das neue EU-Ranking zeigt, dass Deutschland seine Anstrengungen steigern muss, um bei der Digitalisierung mit den anderen Nationen nicht nur Schritt zu halten, sondern nach vorne zu kommen. Die Bundesregierung ist am Donnerstag 100 Tage in Amt. Sie braucht nun einen digitalpolitischen Fahrplan, der ein Zielbild definiert, Prioritäten setzt und konkrete Maßnahmen festlegt.“ Mit ins Zentrum gehören aus Bitkom-Sicht nicht nur eine drastische Entbürokratisierung und ein umfassender Regulierungsstopp, sondern auch die wirksame Anregung von Investitionen und die Reduktion der Energiekosten für die energieintensive Digitalwirtschaft. „Die im EU-Vergleich sehr hohen Stromkosten sind ein Wettbewerbsnachteil für die Betreiber von Rechenzentren und Netzen, Kommunikationsdienste werden unnötig teurer“, so Wintergerst.
Auch brauche es eine Stärkung der Digital- und Medienkompetenz – von der Schule bis hin zur beruflichen Weiterbildung. Um die Digitalisierung der Verwaltungen voranzubringen, regt Bitkom die Abschaffung der Schriftformerfordernisse per Generalklausel sowie eine gesetzliche Verankerung des so genannten Once-Only-Prinzips an. Demnach müssen Angaben gegenüber öffentlichen Stellen nur noch einmal gemacht werden. „Der Bitkom-DESI-Index zeigt: Digitalisierung kann nur gelingen, wenn sie als Gemeinschaftsaufgabe verstanden wird. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, Rankings zu gewinnen – es geht um ein digital souveränes, effizientes und resilientes Deutschland.“
Bitkom-Digitalfahrplan für die Bundesregierung
16 Vorschläge für einen „Aktionsplan Digitalpolitik“