

78% aller deutschen Gründerinnen und Gründer empfinden, dass sich die Politik mit der Startup-Szene nur schmücken will, aber tatsächlich kein Interesse an den Problemen von Gründerinnen und Gründern hat (Bitkom Startup-Befragung 2019, S. 42).
Gerade aber Startups haben das Potential– mit ihrer Innovationsfreude, Agilität und schnellen Reaktionsfähigkeit – die Verkehrs- und Energiewende sowie die Digitalisierung der Verwaltung maßgeblich voranzubringen. Der öffentliche Sektor auf der anderen Seite ist auf Innovationen angewiesen, um die vielfältigen Herausforderungen einer globalisierten und digitalisierten Welt gut zu bewältigen. Was nach einer erfolgsversprechenden Partnerschaft klingt, wird jedoch bisweilen von den politischen Entscheidungsträgern in weiten Teilen nicht ausreichend honoriert und gefördert.
Die Politik ist daher dazu aufgerufen, ihr Verständnis für die Probleme von Gründerinnen und Gründern im Kontext der öffentlichen Vergabe unter Beweis zu stellen. Es liegt an ihr rechtliche, kulturelle und technische Veränderungen anzustoßen, die Startups veritable Wettbewerbschancen im Streben um öffentliche Aufträge einräumen.
Um mehr Startups eine erfolgreiche Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen zu ermöglichen, schlägt Bitkom sieben Maßnahmen vor, die im Positionspapier „7 Punkte für mehr Startups in der öffentlichen Vergabe“ zusammengefasst sind.
Im Auftrag des Bitkom wurde unter 206 IT- und Internet-Startups eine Studie durchgeführt, in der Gründerinnen und Gründer zu ihren Erfahrungen mit öffentlichen Vergabeverfahren befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass sich lediglich jedes dritte Startup schon einmal an einer Ausschreibung beteiligt hat. Dabei gaben 40% dieser Startups an, dass der Vergabeprozess zu lange dauert und 31% der Befragten bemängelten, dass die geforderten Nachweise etwa zur Bonität oder zu Referenzkunden die eigenen Aussichten auf einen Zuschlag ausschließen.
Wir fragen nach bei der Politik: Wie kann der Staat zum Startup-Kunden werden und innovative, junge Unternehmen besser im öffentlichen Vergabeprozess berücksichtigen? Im Rahmen unserer Wahlprüfsteine tragen wir regelmäßig die Positionen aller großen Parteien zu startup-relevanten Themen zusammen – wie bspw. zuletzt bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Bremen. Auch im Rahmen unseres regelmäßigen Dialogs „runder Tisch Startups“ mit Berlins regierendem Bürgermeister Michael Müller haben wir über eine startup-freundlichere Vergabe öffentlicher Aufträge diskutiert.
Die Mehrheit der Startups bemängelt, dass die Politik bei großen digitalen Zukunftsthemen den Anschluss verpasst und ist skeptisch, ob die Weichen in der Startup-Politik derzeit richtig gestellt sind. Zweifel bestehen am politischen Kurs insbesondere im Hinblick auf das Thema der öffentlichen Vergabe. Wir fordern daher in unserem Positionspapier „7 Punkte für mehr Startups in der öffentlichen Vergabe“ die konsequentere Anwendung bereits bestehender innovativer Vergabekriterien und –verfahren, die Schaffung neuer Vergabekriterien, eine gezielte Schulung und Vernetzung von Startups und Vergabeverantwortlichen sowie eine Digitalisierung des Vergabeverfahrens selbst.
Da die öffentliche Hand in vielen Aspekten von Startups und ihren Geschäftsideen profitieren kann, möchten wir diese Potentiale sichtbar machen. Wir appellieren an Städte und Gemeinden sich für mehr Innovation zu öffnen und Startups Experimentierräume zu gewähren – wie z.B. in unserer monatlichen Startup-Kolumne in der Wirtschaftswoche. Um herausragende Lösungen und innovative Konzepte rund um Smarte Städte und die Digitale Verwaltung zu fördern, vergibt Get Started by Bitkom zudem jährlich den Smart Country Startup Award.