Additive Fertigungstechnologien entwickeln sich rasant. Deutsche Schlüsselbranchen nutzen diese bereits um direkt vor Ort, zeitnah und kostengünstig Prototypen, kleinen Serien, Ersatzteilen oder Werkzeuge zu fertigen. Dennoch finden Förderungen von 3D-Drucktechnologien keine direkte Berücksichtigung im vereinbarten Koalitionsvertrag. Vielmehr lässt sich an verschiedenen Stellen die Bedeutung von additiven Fertigungstechnologien herauslesen, wie beispielsweise bei der Branche der Luft- und Raumfahrt, bei der die Prozessentwicklung, der Materialforschung und dem Leichtbau. Ein weiterer wichtiger Aspekt im Koalitionsvertrag, in dem 3D-Druck relevant ist, stellt das Recht auf Reparatur dar. In all diesen Bereichen können additive Fertigungstechnologie einen großen Beitrag zu erreichen der Ziele des Koalitionsvertrages leisten.
Die Beschränkungen in der Corona-Pandemie haben darüber hinaus gezeigt, wie anfällig globale Lieferketten gegenüber Störungen sind. Der 3D-Druck entlastete hier signifikant globale Lieferketten. Dringend benötigte Produkte, wie Schutzmasken, oder spezielle Teile für Beatmungsgeräte konnten kurzerhand additiv gefertigt werden, während konventionelle Herstellungsverfahren an ihre Grenzen kamen. Auch zukünftig kann es zu ähnlichen Einschränkungen kommen, sei es aus wirtschaftspolitischen Gründen oder durch Handelskonflikte – der Einsatz von 3D-Druck ermöglicht eine größere Fertigungstiefe bei Unternehmen und damit eine größere Souveränität in Bezug auf Lieferanten und Lieferketten.
3D-Druck bietet die Möglichkeit Deutschland zukunftssicherer aufzustellen. Die aktuelle Legislaturperiode sollte daher genutzt werden, um hier bestehendes Potenzial auszubauen und Kompetenzfelder zu fördern, die für Deutschland die größte Hebelwirkung erzeugen. Aus diesem Grund sollte die Bundesregierung additive Verfahren stärker priorisieren und fördern. Zulassungen müssen beschleunigt werden, um mit dem Tempo der Maker, Ingenieure und Forscher mitzuhalten. Dazu gehört auch die Vermittlung von entsprechendem Know-how, um zukünftige Innovatoren auszubilden, die in der Lage sind, die Vertrauenswürdigkeit und Integrität von globalen Technologien und Systemen zu bewerten und gegebenenfalls zu steigern.
Die Zulassung von 3D-gedruckten Ersatzteilen sollte vereinfacht und beschleunigt werden, insbesondere in den Branchen Luft- und Raumfahrt und Medizin. Die schnellere Abwicklung von Zulassungsverfahren, wie sie in Zeiten der Corona-Pandemie als sog. Notfall- oder Sonderzulassung erfolgte, muss bestehen bleiben, um bei Bedarf Produkte schneller zur Verfügung stellen zu können und Innovationen zu fördern. Die Komplexität der Medizinprodukte-Verordnung führt zu Unsicherheiten und Fehlern bei der Anwendung. Natürlich haben Medizinprodukte eine besondere Bedeutung hinsichtlich ihrer Sicherheit, allerdings sollte die Gesetzgebung auf dem Gebiet von den Herstellern auch verstanden und angewendet werden können – dies gilt besonders für KMUs.
Trotz des erfolgreichen Einsatzes dieser Technologie während der Corona-Pandemie, findet sich das Thema im Konjunkturpaket der Bundesregierung kaum wieder. Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, dass finanzielle Mittel, die für den Wiederaufbau der Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden, optimal, d. h. zukunftsgerichtet eingesetzt werden. Ein Fokus sollte daher auf der Förderung der Serienfertigung von 3D-Druck Bauteilen liegen.
Um die additiven Technologien in die Fläche zu bringen, sollten insbesondere KMUs und Startups unterstützt werden, denn sie können häufig keine großen finanziellen Investitionen in neue Technologien riskieren. Gerade für KMUs kann die Technologie ein Game Changer sein und dazu beitragen Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Die Bundesregierung sollte diese Unternehmen z. B. bei der Finanzierung von Equipment, durch verbesserte Abschreibungsregeln oder auch bei der Beantragung von FuE-Geldern unterstützen.
Um das bestehende Qualifikationsdefizit zu beheben, sollte digitales Know-how auf allen Bildungsebenen vermittelt werden. Dazu gehört ebenso die Integration des Themas in die Ausbildung von Lehrkräften, wie auch die Finanzierung von Forschungsmitteln an Universitäten.