Digitale Teilhabe bedeutet für uns, dass alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Bildungsgrad und gesundheitlicher Verfassung, die Fähigkeit haben, sich sicher, souverän und selbstbestimmt in der digitalen Welt zu bewegen. Obwohl die Mehrheit die Digitalisierung als Chance begreift, fühlen sich vier von zehn Deutschen von digitalen Technologien überfordert. Zudem sind digitale Kompetenzen zu stark von sozialstrukturellen Faktoren abhängig. Daher muss die Förderung der digitalen Teilhabe aller Menschen ein zentrales politisches Ziel mit höchster Priorität bleiben – auch, um die Akzeptanz der Digitalisierung zu stärken. Dazu gehört, Wahlfreiheit zwischen digitalen und analogen Angeboten in den verschiedenen Lebensbereichen sicherzustellen – allzu oft gibt es jedoch in Deutschland noch zu wenig digitale Optionen. Gleichzeitig gilt es, die Chancen digitaler Technologien für mehr Teilhabe, wie KI-basierte Sprachsteuerung, gezielt zu nutzen. Ein wichtiger Hebel ist dabei die konsequente Sicherstellung der Barrierefreiheit digitaler Produkte und Dienstleistungen im öffentlichen sowie im privaten Sektor. Das übergeordnete Ziel muss sein, sicherzustellen, dass digitale Inhalte von allen wahrgenommen werden können, und dass alle sie verstehen und ohne fremde Hilfe mit ihnen interagieren können, ob temporär oder permanent eingeschränkt – davon profitiert letztlich die gesamte Gesellschaft.
Alle beteiligten Unternehmen, Verbände und staatlichen Stellen teilen das Interesse an einer rechtssicheren Umsetzung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) und der dazugehörigen Verordnung (BFSV), um Hürden und Barrieren abzubauen. Klare Verantwortlichkeiten und bekannte Ansprechpersonen sind dabei entscheidend. Außerdem darf es keine länderspezifischen Sonderwege geben, um ein gleichmäßiges Niveau der digitalen Barrierefreiheit in ganz Deutschland zu erreichen.
Die inklusivere Gestaltung und Entwicklung digitaler Produkte, Dienstleistungen und Konzepte sollte im öffentlichen wie im privaten Sektor weiter vorangetrieben werden. Neben der praxisnahen Umsetzung zentraler Vorhaben, wie dem BFSG, ist die Modernisierung des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) sowie die Etablierung von harmonisierten europäischen und internationalen Barrierefreiheitsstandards von zentraler Bedeutung.
Der Austausch von Erfahrungen zwischen dem öffentlichen Sektor und der Privatwirtschaft, wie z. B. durch die Bundesfachstelle für Barrierefreiheit, muss weiter ausgebaut werden. Außerdem muss Barrierefreiheit bei der Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen von Anbeginn, unter Einbeziehung diverser Nutzergruppen mit verschiedenen Einschränkungen, mitbedacht werden. Wissen über Barrierefreiheit sollte daher in den Curricula von Ausbildungs- und Studiengängen, etwa im Design- und Informatikbereich, verankert sein.
Mit dem Ausbau non-formaler Lern- und Unterstützungsangebote zu digitalen Kompetenzen nehmen wir „Offliner“ mit. Dabei ist es wichtig, auch Menschen zu erreichen, die sich nicht in einer Ausbildung oder in einem Arbeitsverhältnis befinden. Die Erfahrungsorte des DigitalPakts Alter sowie die KI-Lernorte des Projekts „KI für ein gutes Altern“ leisten wertvolle Unterstützung für ältere Menschen und sollten gemeinsam mit Ländern und Kommunen fortgeführt und ausgebaut werden. Bei digitalen Behördengängen sollten zudem spezielle Digitallotsen unterstützen – frei werdende Personalressourcen durch Digitalisierung der Verwaltung können hierfür genutzt werden.
Für eine Stärkung der digitalen Teilhabe braucht es als Teil eines Aktionsplans Digitale Bildung ein Monitoringsystem der gesamtgesellschaftlichen Digitalkompetenzen auf Bundesebene mit geeigneten Benchmarks, um die digitale Teilhabe in der Gesellschaft transparent zu messen und die Auswirkungen neuer Technologien zu erfassen. Vorbild sollten die nordischen und baltischen Länder sein, die sich digitale Inklusion nicht nur als politisches Ziel gesetzt, sondern ähnliche Monitoringsysteme entwickelt haben.
Deutschland braucht einen Neustart. Wir müssen wieder ein Zukunftsland werden: mit einer klaren Vorstellung davon, wohin wir steuern; mit guten, innovativen Ideen; mit Lust aufs Neue. Damit das gelingt, müssen die Grundlagen stimmen: Wir brauchen Wachstum und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und wir müssen für Sicherheit und einen modernen Staat sorgen. Dort ist in den letzten Jahren zu viel liegengeblieben, es gibt also viel zu tun. Wir haben dafür konkrete Ideen: