Die EZB unterscheidet derzeit zwei getrennte, aber komplementäre Entwicklungen:
Zielgruppe
Zweck
Technologie & Programme
Fokus
Zielgruppe
Zweck
Technologie & Umsetzung
Fokus
Viele Unternehmen erkennen im digitalen Euro einen wichtigen Schritt für ein modernes, europäisches Zahlungssystem. Die breite Zustimmung zeigt, dass Wirtschaft und Öffentlichkeit Potenzial in mehr Wahlfreiheit, digitalen Zahlwegen und direktem Zugang zu Zentralbankgeld sehen – insbesondere dort, wo heutige Zahlungsmethoden noch Lücken aufweisen.*
Viele Unternehmen sehen in blockchainbasierten Kapitalmarktprozessen einen zentralen Hebel, um Effizienz, Transparenz und Automatisierung deutlich zu steigern. Gleichzeitig wächst die Sorge, dass Europa ohne eigene digitale Innovationen an Relevanz verliert. Ein moderner digitaler Euro und DLT-gestützte Marktinfrastrukturen gelten daher als Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit, Souveränität und Stabilität.*
Unternehmen gehen davon aus, dass digitale Währungen und automatisierte Zahlungsmodelle künftig eine entscheidende Rolle spielen werden. Ohne eigene europäische Lösungen könnten ausländische Währungen dominieren. Gleichzeitig steigt der Bedarf an nahtlos integrierten, automatisierten Zahlungsprozessen – etwa im IoT- und M2M-Umfeld.*
Bitkom-Perspektive: Drei Gestaltungsprinzipien
Programmierbare Zahlungen und IoT-Prozesse eröffnen neue Effizienzpotenziale
Der digitale Euro kann eine treibende Kraft für Innovation sein, vorausgesetzt, seine Konzeption erfolgt mit Bedacht. Dabei sollte das Hauptaugenmerk darauf liegen, das bestehende Finanzsystem nicht einfach eins zu eins in die digitale Welt zu übertragen.
Die Vorteile von programmierbaren Zahlungen (auch bedingte Zahlungsvorgänge genannt) sind vielversprechend und ermöglichen effizientere Bezahlvorgänge durch automatisierte Prozesse. Diese Möglichkeiten sollten stärker in Betracht gezogen werden.
Allerdings gilt es mit Blick auf programmierbare Zahlungen zu beachten, dass die Entscheidungen der EZB in enger Abstimmung mit der Wirtschaft erfolgen sollten, um Interoperabilität mit privatwirtschaftlichen Zahlungssystemen zu garantieren. Die Rolle der EZB sollte sich hauptsächlich auf die Bereitstellung der grundlegenden Infrastruktur für die Übertragung des digitalen Euros beschränken. Dienstleistungen, sowie die dafür zu definierenden Standards und Maßnahmen, sollten in enger Abstimmung mit dem privaten Sektor erarbeitet und angeboten werden.
Klare Regeln und transparente Ausnahmen stärken Vertrauen und Wettbewerb
Die Einführung eines digitalen Euros erfordert eine sorgfältige Ausgestaltung, um die Wahlfreiheit der Kundinnen und Kunden zu fördern und gleichzeitig sicherzustellen, dass eine Benachteiligung von etablierten Zahlungswegen ausgeschlossen wird. Dies bedingt die Schaffung klar definierter rechtlicher und regulatorischer Rahmenbedingungen, die einen fairen Zugang und gleiche Bedingungen für sämtliche Marktteilnehmer gewährleisten. Dazu könnte eine holistische Strategie auf nationaler und europäischer Ebene, die alle Geldformen – Zentralbankgeld, Giralgeld und E-Geld – gleichwertig berücksichtigt und deren Akzeptanz fördert, beitragen.
Die EZB stellt die Basisinfrastruktur bereit; Innovation entsteht im Markt
Der derzeitige Gesetzesentwurf (die Europäische Kommission hat Ende Juni 2023 einen Legislativvorschlag zur Schaffung des Rechtsrahmens für einen möglichen digitalen Euro veröffentlicht) stattet die EZB mit dem Mandat aus, Maßnahmen, Standards und Regeln für die Digitale-Euro-Infrastruktur festzulegen. Die Kompatibilität mit Zahlungssystemen des privaten Sektors wird zwar gefördert, bleibt aber freiwillig. Die vollständige Kontrolle der EZB in Kombination mit Annahme- und Vertriebsverpflichtungen für Zahlungsdienstleister könnte sich nachteilig auf das europäische Finanzökosystem auswirken.
Während das Ziel darin besteht, ein integratives, effizientes und sicheres digitales Zahlungsverkehrsökosystem für die europäischen Bürgerinnen und Bürger zu schaffen, muss die Kombination der an die EZB übertragenen Befugnisse sorgfältig eruiert und auf Sinnhaftigkeit überprüft werden. Obwohl der aktuelle Ansatz kurzfristig Zahlungssouveränität ermöglichen könnte, besteht die Gefahr, dass bestehende auch europäische Zahlungsinitiativen nachteilig beeinflusst werden. Dies würde langfristig die europäische Innovationslücke im globalen Zahlungsverkehr ausweiten. Starker Wettbewerb durch Interoperabilität hingegen zwingt Dienstleister dazu, ihre besten Fähigkeiten einzubringen und Innovationen voranzutreiben.
Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Juli 2023 im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 653 Unternehmen ab 50 Beschäftigten in Deutschland telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.