Berlin, 19. September 2023 - Den Störfall bei der Produktion unter realen Bedingungen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchspielen, die Umrüstung einer Maschine an ihrem digitalen Abbild vorab simulieren oder virtuelle Produkttests durchführen – all das sind Möglichkeiten, die das Metaverse für Unternehmen künftig bieten soll. Aus Sicht des Digitalverbands Bitkom ist dieses Industrial Metaverse ein zentraler Hebel, um wirtschaftlich in der Industrie führend zu bleiben, gesellschaftliche Probleme zu lösen und ökologisch und sozial nachhaltiger zu werden. Damit das gelingt, hat Bitkom einen Acht-Punkte-Plan für das Industrial Metaverse vorgestellt sowie einen Leitfaden veröffentlicht, der interessierten Unternehmen Anwendungsfelder des Industrial Metaverse, den ganz konkreten Nutzen für das eigene Unternehmen sowie die Potenziale für den Wirtschaftsstandort Deutschland näherbringen will. „Mit dem Industrial Metaverse kann an Deutschlands industrielle Stärken und Entwicklungen im Bereich Industrie 4.0 angeknüpft werden. Die Anwendungsfelder reichen jedoch über den Bereich der industriellen Produktion hinaus und betreffen beispielsweise auch Infrastrukturen, Energie- oder Verkehrssysteme“, sagt Dr. Sebastian Klöß, Metaverse-Experte beim Bitkom.
Damit Deutschland beim Industrial Metaverse bis 2030 führend wird, schlägt Bitkom in dem Acht-Punkte-Plan unter anderem eine eigene Industrial-Metaverse-Strategie der Bundesregierung vor, die zugleich in europäische und internationale Initiativen eingebunden ist. Zugleich müsse es Zurückhaltung bei neuen Regulierungsvorhaben geben, da sich das Industrial Metaverse in Deutschland ohnehin in stark regulierten Feldern entwickeln müsse, in denen etwa Arbeitsrecht und -schutz, Datenschutz oder auch das Zivil- und Handelsrecht bereits enge Grenzen setzen. Von besonderer Bedeutung sei zudem, eine Fragmentierung in isolierte, inkompatible Systeme zu vermeiden. Stattdessen sollte auf vorhandene internationale Technologien, Standards und Normen aufgebaut werden. Darüber hinaus wird empfohlen, das Metaverse und die damit zusammenhängenden Technologien wie Virtual und Augmented Reality in der Forschungsförderung stärker zu berücksichtigen und den Austausch mit Startups zu fördern. „Das Industrial Metaverse kann einen wichtigen Beitrag leisten, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Es werden räumliche Grenzen aufgehoben, so dass zum Beispiel auch Unternehmen in ländlichen Regionen auf einen riesigen Fachkräftepool zurückgreifen könnten“, so Klöß.
Im Leitfaden „Industrial Metaverse. Use Cases, Mehrwerte und Potenziale für den Wirtschaftsstandort Deutschland“ wird zunächst der Begriff „Industrial Metaverse“ und der Zusammenhang mit Industrie 4.0 oder Konzepten wie dem Digitalen Zwilling erläutert. Danach geht es um Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten, etwa die virtuelle Planung ganzer Produktionsstätten, die Verfolgung von Produkten innerhalb der gesamten Lieferkette oder auch die zeit- und kostensparende und zugleich klimafreundliche Remote-Besichtigung von Immobilien. Daran schließen sich konkrete Use Cases an, bei denen das Industrial Metaverse bereits heute eine Rolle spielt, etwa beim Digitalen Zwilling des Schienennetzes der Deutschen Bahn, der Stadtplanungs-Plattform von Siemens oder den digitalen Werken des Autobauers BMW. Als Abschluss finden interessierte Unternehmen noch eine knappe Übersicht über technische Anforderungen und Standards, die es rund um das Industrial Metaverse zu beachten gilt.