Eine gute Million Flüchtende haben im letzten Jahr Deutschland erreicht. Auch wenn es bis heute keine genauen Zahlen gibt, sind geschätzt rund Dreiviertel der Flüchtenden im Verlauf der letzten sechs Monate zu uns gekommen.
Das fordert uns alle. Mit spontaner Hilfe haben die Bürger in Deutschland den Weg gezeigt, was wir schaffen können. Die bewegenden Bilder des vergangenen Jahres sind uns allen präsent.
Auch in der Geschäftsführung der IBM Deutschland haben wir frühzeitig diskutiert, wie wir als Unternehmen helfen können. Und uns bereits Anfang September für eine Task-Force unter meiner Leitung als Vertreter der Geschäftsführung und mit Repräsentanten aller Bereiche, also von Vertrieb über unser Beratungshaus bis hin auch zu zentralen Funktionen wie beispielsweise Personal, entschieden. Damit konnten wir einerseits sicherstellen, dass wir ein möglichst breites Hilfsangebot entwickeln. Andererseits signalisierten wir so allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen den Stellenwert des Themas im Unternehmen - und luden jeden ein, aktiv mitzuwirken.
Unser Ziel ist, einerseits die Hilfsbereitschaft und Impulskraft der Mitarbeiter mitzunehmen und zu fördern, andererseits aber auch eine Struktur zu schaffen, um effizient und effektiv Ressourcen einzusetzen und Andockfähigkeit für Kooperationen mit anderen Unternehmen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Staat sicherzustellen. Denn eins ist klar: keiner von uns wird die Herausforderungen alleine bewältigen können.
Wir helfen – im Einklang mit unserer IBM Citizenship-Strategie – mit den Stärken des Unternehmens. Know-How, Technologie, Innovationskraft und das Engagement unserer Mitarbeiter machen uns als Unternehmen stark! Und so wollen wir sowohl in Soforthilfe als auch in Hilfe für die Integration der Flüchtenden unseren Beitrag als Teil von Gesellschaft in Deutschland leisten.
IT bietet hier eine gute Basis. So haben wir beispielsweise gemeinsam mit dem DRK Kreisverband Mannheim e.V. in einem gemeinsamen Kraftakt innerhalb von nur vier Tagen eine passende Cloud- und Open Source-basierte IT-Infrastruktur für die bedarfsorientierte Erstaufnahmestelle (BEA) auf dem Gelände des Benjamin Franklin Village implementiert. Dort betreibt das DRK im Auftrag des Bundes eine BEA mit geplant bis zu 6.000 Bewohnern. Das neue System löste die bisherige „digitale Zettelwirtschaft“ aus Spreadsheets, Gruppen in Sozialen Netzwerken, Verteilung über eMail, USB-Sticks und einfachem Speicherplatz in der Cloud mit all ihren Inkonsistenzen, Verfügbarkeits-, Datenschutz- und Datensicherheitsproblemen erfolgreich ab. Der Schlüssel zum Erfolg war dabei zum einen das gemischt besetzte Team aus IT-Experten, Anwendern, Freiwilligen und Hauptamtlichen des DRK mit klarem Fokus auf das Ergebnis, nämlich der Ablösung der PC-basierten Einzelanwendungen, auf verlässliche Zahlen, auf Datensicherheit und Datenschutz. Zum anderen war die klare Prioritätensetzung im Sinne der drängendsten Aufgaben der BEA durch die DRK Projektleitung entscheidend für den Erfolg.
Wir müssen uns den besonderen Anforderungen stellen, die sich diese Bevölkerungsgruppe aufgrund ihrer Flucht gegenüber sieht. Dazu gehört es, Zugang zu eröffnen, der von etablierten Einstellungsprozeduren auch abweicht, um den Besonderheiten wie fehlenden Zeugnissen oder fehlenden Deutschkenntnissen gerecht zu werden. Wie wir das machen? Unsere Orientierungstage bieten einen niedrigschwelligen Zugang, die Arbeit bei IBM und dem Menschen, der hier in Deutschland eine neue Heimat sucht, kennenzulernen. Mit zwei- bis sechsmonatigen Praktika eröffnen sich Möglichkeiten, die Qualifikationen besser zu beurteilen und gegebenenfalls mögliche Schulungsmaßnahmen aufzusetzen. Natürlich ist Sprache eine wichtige Voraussetzung, gerade auch in unserem Kerngeschäft, der Beratung, am Arbeitsleben teilnehmen zu können. Mit unserem Corporate Volunteering Programmen wollen wir auch helfen, Deutschkenntnisse zu erlangen.
Dazu wollen wir uns gemeinsam mit Partnern aus Zivilgesellschaft und Staat nicht nur auf Bewerber beschränken, sondern allen interessierten neuen Mitbürgern im Rahmen unserer Möglichkeiten Angebote machen. Und wir müssen uns auch den besonderen Herausforderung der individuellen Schicksale stellen. Patenschaften sind hier bewährte Formate, zu deren Übernahme wir unsere Mitarbeiter motivieren wollen. Dazu haben wir zusätzliche Anreize in unserem Corporate Volunteering Programmen geschaffen. Zudem gibt es eine hohe Aufmerksamkeit dafür im Unternehmen, die sich auch in der schnellen Etablierung der Task-Force mit dem Mandat der Geschäftsführung zeigt.
Und schließlich wollen wir eine Kultur, die Toleranz atmet und Vielfalt als Chance begreift, fördern. Die Bilder haben uns gezeigt: dies ist die Willkommens-Kultur, die unser Land auszeichnet, die unsere Wirtschaft hat erfolgreich sein lassen und mit der wir die Zukunft meistern werden.
Wir schaffen das? Ja! Aber nur, wenn wir bereit sind, uns auf den jeweils anderen einzulassen. Und wenn wir die Transformation, die die Gesellschaft in Deutschland bewerkstelligen muss, in konzertierter Aktion gemeinsam angehen und uns die Chancen so gemeinsam erarbeiten.