Das Wartezimmer ist bis auf den letzten Platz belegt, man wartet seit Stunden und der fiebernde Sitznachbar hustet und hustet: Ein Arztbesuch kann nervenaufreibend und zeitraubend sein – und im schlimmsten Fall geht man mit mehr Viren und Bakterien nach Hause, als man gekommen ist. Dank Online-Sprechstunde können Arzt und Patient persönlich und dennoch unabhängig vom jeweiligen Aufenthaltsort bequem miteinander in Kontakt treten. Dabei kommunizieren Arzt und Patient per Videochat. Fast drei von zehn Deutschen (27 Prozent) können sich vorstellen, die Online-Sprechstunde künftig zu nutzen. Das hat eine Umfrage ergeben, die der Digitalverband Bitkom zusammen mit der Bayerischen TelemedAllianz (BTA) durchgeführt hat. „Gerade wenn es um eine einfache Nachkontrolle, das Einholen einer Zweitmeinung oder eine reine Informations-Sprechstunde geht, erleichtert die Online-Sprechstunde den Alltag für Arzt und Patient enorm“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Patienten werden die Hemmungen vor dem Gang in die Praxis genommen und auch der Arzt hat Vorteile: Er reduziert den Andrang im Wartezimmer und kann die Online-Sprechstunde flexibler handhaben als Termine in der Praxis.“
Sechs von zehn Internetnutzern (60 Prozent) sehen den Vorteil, dass der Zugang zu räumlich weit entfernten Ärzten erleichtert wird, etwa zu speziellen Fachärzten oder wenn man als Patient auf dem Land lebt. 58 Prozent geben als großen Pluspunkt der Online-Sprechstunde an, dass die Wartezeit in der Praxis entfällt. Dass man der Ansteckungsgefahr dort dank Online-Konsultation nicht ausgesetzt ist, sagen 41 Prozent. Auch die Ersparnisse bei Zeit (37 Prozent) und Kosten (22 Prozent) für die Anfahrt sind für die Patienten ein wichtiger Vorteil. Als Nachteil nennen 72 Prozent der Befragten die Sorge vor Fehlbehandlungen, zum Beispiel weil die körperliche Untersuchung entfällt. 54 Prozent geben an, dass das Vertrauensverhältnis ohne den direkten Kontakt zwischen Arzt und Patient leiden könnte. Ebenfalls jeder Zweite (52 Prozent) fürchtet, dass sensible Gesundheitsdaten in falsche Hände geraten könnten, wenn sie via Internet übertragen werden. „Die Online-Sprechstunde ist nicht für eingehende körperliche Untersuchungen gedacht, sondern etwa für das Einholen einer Zweitmeinung oder eines Folgerezepts. Auch die Besprechung von Untersuchungsergebnissen oder ein reines Informationsgespräch, etwa für Neu-Patienten oder allgemeine Auskünfte zum Verlauf einer Krankheit, können online oft genauso gut stattfinden wie in einer Praxis“, so Rohleder. Gerade für Patienten, die auf dem Land wohnen oder mobil eingeschränkt sind, sei die Online-Sprechstunde eine hervorragende Alternative und könne so auch vorhandene Versorgungslücken schließen. „Online-Sprechstunden sparen Zeit und Geld und sollten zum Standard werden“, so Rohleder.
Krankenkassen übernehmen seit dem 1. April 2017 die Kosten einer Online-Sprechstunde. Im Rahmen des sogenannten „E-Health-Gesetzes“ sind Online-Sprechstunden damit nun Bestandteil der vertragsärztlichen Versorgung. Der Erstbesuch beim Arzt muss allerdings weiterhin persönlich erfolgen, weitere Konsultationen können dann per Video-Sprechstunden stattfinden. Ärzte müssen für die Videosprechstunde zuvor eine schriftliche Einwilligung des Patienten einholen. Bei der Online-Sprechstunde treten Arzt und Patient dann über einen zertifizierten Videodienstanbieter, wie beispielsweise Patientus, in Kontakt. Der Videodienstanbieter sorgt für einen reibungslosen und sicheren technischen Ablauf der Online-Sprechstunde. Dafür nötig sind eine Internetverbindung, eine Webcam, Lautsprecher und ein Mikrofon. Eine zusätzliche Software ist nicht erforderlich.
Weitere Ergebnisse aus der Verbraucherbefragung zum Thema E-Health sind unter diesem Link verfügbar.
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.003 Personen ab 14 Jahren befragt, darunter 798 Internetnutzer und 698 Smartphone-Nutzer.