Digitalisierung hat Auswirkungen auf immer mehr Lebensbereiche und verändert den Alltag jedes Einzelnen. Damit wird die Gestaltung der Digitalisierung zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Gleichzeitig kann die Digitalisierung zu einer gerechteren und fortschrittlichen Gesellschaft beitragen. Jedoch können noch nicht alle Menschen im gleichen Maße von den Chancen der Digitalisierung profitieren. Unsere Gesellschaft ist weiterhin geteilt in Onliner und Offliner. 65 Prozent der Menschen sehen die Gesellschaft in Deutschland als digital gespalten.
Wir begrüßen es daher, dass die neue Bundesregierung die Notwendigkeit der Teilhabe der gesamten Gesellschaft an der digitalen Welt erkannt hat. Wichtige Handlungsfelder, wie die Förderung der Teilhabe älterer Menschen im digitalen Raum, die Unterstützung des digitalen Ehrenamts, der Einsatz für Barrierefreiheit und die Stärkung der digitalen Kompetenzen wurden im Koalitionsvertrag aufgegriffen. Nun muss der nächste Schritt erfolgen: Zur konkreten Umsetzung der Ziele müssen praktikable Formate und Lösungen entwickelt werden, die bestehende Ansätze, wie den Digitaltag oder den Digitalpakt Alter, einbeziehen.
Es sollte daher weiterhin die Ambition der neuen Bundesregierung sein, die digitale Teilhabe in der Breite der Gesellschaft mit konkreten Maßnahmen stetig zu verbessern. Alle Bürgerinnen und Bürger müssen beim Thema Digitalisierung mitgenommen werden, damit sie sich sicher und souverän in der digitalen Welt bewegen können.
Um eine Teilhabe aller an den digitalen Prozessen in unserer Gesellschaft nachhaltig zu fördern, benötigen wir Digitale Streetworker. Bundesweit müssen Digitale Streetworker insbesondere der älteren Generation zur Verfügung stehen, um diese in die Online-Welt zu begleiten und Barrieren zu überwinden. Neben einer Digitalassistenz bei behördlichen Angelegenheiten, sollten sie auch im persönlichen Umfeld der Menschen wirken. Dazu sollten Mitarbeitende der öffentlichen Verwaltung zu Digitalen Streetworkern umgeschult werden. Zusätzlich sollte der Digitalpakt Alter fortgesetzt werden.
Weiterbildung ist der Schlüssel zur Teilhabe. Digitale Weiterbildungsangebote und -anreize müssen daher auch jenseits formeller Bildung gefördert werden. Lebenslanges Lernen sollte gezielt gefördert werden. Es bedarf staatlich geförderte Weiterbildungen auf verschiedenen Leistungsniveaus. Die neue Bundesregierung sollte dazu eigene kostenfrei Angebote schaffen und zusätzlich ein umfassendes Weiterbildungsprogramm koordinieren. Hierbei sollte insbesondere darauf geachtet werden, niedrigschwellige Angebote zu schaffen, so dass zukünftig alle Menschen gleichermaßen von der Digitalisierung profitieren.
Es braucht in Deutschland flächendeckend Erfahrungs- und Erprobungsräume in denen digitale Medien und Technologien niedrigschwellig ausprobiert werden können. Diese Zentren sollen allen Menschen als Räume der Begegnung offenstehen. Mit öffentlichen Fördergeldern bezuschusst können sie an bestehende Strukturen (z. B. Bibliotheken oder Gemeindezentren) angegliedert werden. Auch der bundesweite Digitaltag des breiten gesellschaftlichen Bündnisses »Digital für alle« macht Digitalisierung erfahrbar. Die neue Bundesregierung und die Bundesländer sind dazu aufgerufen, den Digitaltag durch ihre intensive Mitwirkung vor Ort im Sinne digitaler Teilhabe für alle zu unterstützen.
Der barrierefreie Zugang zu Produkten und Dienstleistungen insbesondere im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik ist eine Grundvoraussetzung für die Teilhabe aller an Gesellschaft, Ausbildung und Beruf – nicht nur für Menschen mit Behinderung. Das gilt insbesondere in Zeiten des Homeoffice. Universalrechner, Selbstbedienungsterminals, digitale Anwendungen und Dokumente sowie Verbraucherendgeräte für die Nutzung elektronischer Kommunikationsdienste oder audiovisueller Mediendienste sollten daher gemäß der harmonisierten Europäischen Barrierefreiheitsanforderungen gestaltet bzw. angepasst werden. Dazu gehört insbesondere die nationale Eins-zu-eins-Umsetzung der beiden EU-Richtlinien zur Barrierefreiheit von Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen sowie zu Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen.
Bürgerinnen und Bürger leisten mit ihrem ehrenamtlichen Engagement einen entscheidenden Beitrag für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Im Zuge der Digitalisierung entstehen neue, digitale Orte, in denen Ehrenamt stattfindet, wie der Dritte Engagementbericht des BMFSJ verdeutlicht. Diese neuen Wege des Engagements gilt es zu unterstützen. Ein erster wichtiger Schritt ist es, dieses Ehrenamt auch durch die Bundesregierung stärker anzuerkennen und ihm mehr Sichtbarkeit zu verschaffen, bspw. durch eine „digitale Ehrenamtskarte“. Darüber hinaus sollten digitale Engagementstools und die Vernetzung der zahlreichen Akteure untereinander gezielt gefördert werden.