Stockholm

Schweden | Schnelles und fehlerfreies Bearbeiten von Sozialhilfeanträgen

SSBTEK: Automatischer Abruf antragsrelevanter Informationen

Die Plattform SSBTEK[1] ermöglicht den automatischen Abruf einer Vielzahl von Informationen für die Bearbeitung von Sozialhilfeanträgen. Sie verbindet die Register verschiedener nationaler Institutionen (z.B. Steuerbehörde, Renten- und Sozialversicherung, Arbeitsagentur, Studienförderung) mit den IT-Systemen der Kommunen, die für die Bewilligung von Sozialhilfe zuständig sind. SSBTEK wird vom Verband der schwedischen Kommunen seit 2014 betrieben und seitdem kontinuierlich um angeschlossene Register erweitert.

Der automatische Datenabruf spart Kunden und Behörden Zeit

Nach Antragseingang können die Kommunen zahlreiche der für die Leistungsbewilligung erforderlichen Daten über die Plattform abrufen. Dazu gehören mitunter das aktuelle Einkommen, der Beschäftigungsstatus, der Bezug anderer Sozialleistungen oder staatlicher Ausbildungskredite. So müssen Antragsteller weniger Informationen in das Formular eintragen. Für die Sachbearbeiter entfallen zahlreiche Arbeitsschritte beim Einholen und Verifizieren von Daten – die gewonnene Zeit kann beispielsweise für eine intensivere Kundenberatung genutzt werden.

Gleichzeitig reduziert SSBTEK die Fehlerquote und beugt Betrug vor

Eine vor Einführung von SSBTEK durchgeführte Studie ergab, dass 8,2% der Sozialhilfeanträge von den Antragstellern bewusst falsch ausgefüllt und 5,9%[2] der Anträge von den Kommunen falsch bearbeitet wurden. Durch den automatischen Datenabruf werden diese Probleme nun größtenteils vermieden. Die Sachbearbeiter können jederzeit den aktuellen und vollständigen Informationsstand der Verwaltung nutzen. Zusätzlich erfolgt die Verarbeitung auf Seiten der Kommunen elektronisch und ist damit weniger anfällig für Fehler.


[1] Sammansatt bastjänst ekonomisk bistånd (Gemeinsamer Service für Transferleistungen)

[2] Beskrivning av SSBTEK, Sveriges Kommuner och Landsting (Schwedischer Verband der Gemeinden und Regionen), Oktober 2018, http://skl.se/download/18.7ee92054153504140cd1108c/1457517113111/SSBTEK%20beskrivning.pdf (zuletzt aufgerufen am 15. Oktober 2018)

Effektives Stakeholder-Management

Für die Umsetzung von SSBTEK mussten zahlreiche Akteure auf kommunaler und nationaler Ebene mobilisiert werden. Das Hauptanliegen des Verbands der schwedischen Kommunen war es, einen Interessensausgleich zu schaffen, um die gemeinsam formulierten Ziele zu erreichen. So übernahm der Verband sämtliche Investitionskosten und erhebt jetzt Gebühren für die Nutzung der Plattform. Um die Wirtschaftlichkeit der getätigten Ausgaben zu erhöhen, sollen in naher Zukunft über die Sozialhilfe hinaus weitere Anwendungsfälle durch die Plattform unterstützt werden (z.B. die Fallbearbeitung in Jugendämtern).

„Privacy by Design“ – effektiver Schutz personenbezogener Daten

Über SSBTEK werden zahlreiche personenbezogene Informationen ausgetauscht. Daher schließen die einzelnen Kommunen Datenschutzvereinbarungen mit den Behörden ab, die Informationen übermitteln. Dazu müssen sie adäquate Vorkehrungen zum Datenschutz nachweisen. Zudem werden die Registerdaten nur zum Zweck und Zeitpunkt des Leistungsantrags zusammengeführt und anschließend wieder getrennt. Während des Aufbaus von SSBTEK wurden frühzeitig fachgesetzliche Änderungen identifiziert, die für den elektronischen Austausch bestimmter sensibler Daten erforderlich waren, und umgesetzt.